Cybergrooming: Sexuelle Gewalt - eine Gefahr für Kinder
Sexuelle Gewalt im Internet:Cybergrooming: So können sich Kinder schützen
von Thilo Hopert
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Cybergrooming ist eine Form der sexuellen Gewalt im Internet. Wie Kinder sich schützen können und was Eltern tun können, um ihre Kinder über die Risiken im Netz aufzuklären.
Cybergrooming: Eltern sollten ihre Kinder über die Gefahren im Internet aufklären, denn Prävention ist der beste Schutz.
Quelle: dpa
Social-Media-Plattformen, Online-Spiele oder Internet-Foren - überall dort halten sich viele Kinder und Jugendliche auf, um sich mit anderen auszutauschen, Trends zu erkunden oder einfach mal abzuschalten.
Die digitalen Räume bergen jedoch auch Risiken wie Cybergrooming. "Cybergrooming ist eine Form der digitalen Gewalt. Es geht dabei um gezieltes Ansprechen von Kindern und Jugendlichen, um sexuelle Kontakte anzubahnen", sagt Hannah Lichtenthäler, Fachreferentin für Medien und Digitales beim Kinderschutzbund. Täter würden sich gegenüber Kindern und Jugendlichen als gleichaltrig ausgeben, um Vertrauen zu ihren potenziellen Opfern aufzubauen.
Cybergrooming beschreibt die Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet, die zu sexuellem Missbrauch führen kann. Bei Cybergrooming bauen Täter Kontakte zu Kindern und Jugendlichen auf und verwickeln sie in sexuelle Gespräche. Oft senden Täter ungefragt intime oder pornografische Aufnahmen und fordern solche auch von den Betroffenen. Es kann außerdem dazu kommen, dass die Minderjährigen zu sexuellen Handlungen vor der Kamera gedrängt werden.
Dies passiere teilweise sehr strategisch, berichtet Rebecca Michl-Krauß, Medienpädagogin und Referentin für Medienkompetenz bei der EU-Initiative "klicksafe".
Cybergrooming als Vorstufe des Missbrauchs
"Die meisten Täter*innen wollen schnell in andere Kommunikationskanäle wechseln. Social-Media-Dienste oder Online-Games dienen also vor allem als Anbahnungsplattformen, um überhaupt den Kontakt herzustellen", sagt Michl-Krauß. Der sexuelle Missbrauch finde dann in der Regel eher in privaten Kommunikationsräumen statt. Das können Apps wie Snapchat, WhatsApp oder andere Messenger-Dienste sein.
Cybergrooming ist dabei kein neues Phänomen. "Das hat es auch vor 20 Jahren schon gegeben", sagt Hannah Lichtenthäler. Doch Cybergrooming ziele heute immer mehr auf jüngere Kinder ab. Der Grund: Kinder haben immer früher Zugang zu eigenen Geräten wie Smartphone oder Laptop.
In Deutschland ist Cybergrooming als Begehungsform des sexuellen Missbrauchs von Kindern verboten (§ 176 StGB). Wer Kinder und Jugendliche im Internet mit sexueller Absicht bedrängt, muss mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen. Der Kontakt muss dabei nicht zwingend sexuell geprägt sein. Bereits die Anbahnung solcher Gespräche falle unter den Tatbestand des Cybergroomings.
Quelle: Bundeskriminalamt
Aufklärung über Cybergrooming
Um Kinder für die Risiken im Internet und auf Social-Media-Plattformen zu sensibilisieren, ist die richtige Aufklärung entscheidend. "Kindern und Jugendlichen muss transparent erklärt werden, dass neben vielen positiven Aspekten auch Gefahren im Netz auf sie zukommen können", sagt Esther Käßmann von der Online-Beratungsplattform JUUUPORT.
Die Plattform bietet Beratungsangebote für Kinder und Jugendliche, die von sexueller Gewalt im Internet betroffen sind. "Wir wissen, vielen Eltern und Erziehungsberechtigten fällt es nicht leicht, sich neben allen anderen erzieherischen Aufgaben auch der Aufgabe der Medienerziehung zu stellen", erzählt Käßmann.
Wie Eltern ihre Kinder und diese sich selbst schützen können
Nicht jedem im Netz vertrauen
Nicht zu viel von sich selbst im Internet verraten
Auf das eigene Bauchgefühl hören, wenn einem etwas komisch vorkommt
Hilfe holen und an eine Vertrauensperson wenden, wenn man betroffen ist
Funktionen wie "melden" und "blockieren" nutzen, um unerwünschte Kontakte zu blocken
Kinder bei den ersten Schritten im Netz begleiten und über Risiken wie Cybergrooming aufklären
Das Vertrauensverhältnis stärken und den Kindern vermitteln, dass sie sich ihren Eltern mit jedem Thema anvertrauen können
Eine gute Mischung aus Freiheit und positiver Kontrolle vermitteln, etwa feste Handyzeiten und klare Regeln, welche Apps genutzt werden dürfen - aber eben auch die Freiheit zur selbstbestimmten Nutzung
Eltern sollten Cybergrooming zur Anzeige bringen, denn Cybergrooming ist strafbar
Auf verändertes Verhalten wie sozialen Rückzug oder verstärkte Mediennutzung der Kinder reagieren
Lernen, Grenzen zu setzen
Doch: "Prävention ist der beste Schutz", sagt Hannah Lichtenthäler. Dazu gehöre auch, mit Kindern altersgerecht über sexuelle Aufklärung zu sprechen und grundsätzlich darüber, wie man Grenzen setzt. Dabei geht es beispielsweise um die Fragen, was normal ist und was nicht normal ist. "Wenn jemand einfach ein Nacktbild schickt, ist das zum Beispiel nicht normal", sagt Lichtenthäler.
Das bestärkt Esther Käßmann: "Kinder sollten grundsätzlich lernen, dass es gut ist 'Nein' zu sagen." Das fange bereits an, wenn sie sich unwohl fühlen. "Kinder sollten darin bestärkt werden, auf ihr Bauchgefühl zu hören."
Veränderungen im Medienumgang (Verheimlichen von Online-Aktivitäten, auffällig reduzierte oder übermäßige Mediennutzung)
plötzliches Vorhandensein von Geschenken, wie Schmuck, Kleidung oder sogar Geld
Verhaltensänderungen jeglicher Art bei Kindern und Jugendlichen sollten immer im Blick behalten werden.
Vertrauensvolle Eltern-Kind-Beziehung wichtig
Um offen mit seinem Kind über diese Themen sprechen zu können, benötigt es ein gesundes Vertrauensverhältnis. "Es geht darum, mit Kindern im Austausch zu bleiben, Interesse zu zeigen und dann in diesen Kontexten über Risiken aufzuklären", erläutert Medienpädagogin Michl-Krauß. Dann suchen Kinder auch eher selbst das Gespräch, wenn sie etwa von Cybergrooming betroffen sind. "Es geht darum, Kindern das Gefühl geben, sich jederzeit an Sie wenden zu können, egal mit welchem Inhalt", sagt Hannah Lichtenthäler.
Kinder hätten laut Lichtenthäler häufig große Angst, wenn sie im Internet etwas getan haben, was Eltern ihnen vorher verboten haben. Denn dann folgen meist weitere Verbote. Kinder bräuchten in so einem Fall jedoch eine unvoreingenommene Vertrauensbasis, so die Expertin. Wichtig sei, dass es keine Schuldzuweisungen gibt. "Denn wenn Kinder wissen, dass sie sich an Erwachsene wenden können, ist das der erste Schritt ihnen zu helfen."
Nummer gegen Kummer e.V.: Kinder- und Jugendtelefon: 116 111 (Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr erreichbar); Elterntelefon: 0800 111 0 550 (Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr erreichbar sowie Dienstag und Donnerstag bis 19 Uhr)
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